Krebsvorsorge-Empfehlungen

Viele Krebserkrankungen lassen sich durch Früherkennung und Prävention verhindern oder in einem heilbaren Stadium entdecken. Ein gesunder Lebensstil, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und Aufmerksamkeit für Veränderungen im eigenen Körper sind entscheidend.

Nutzen Sie die bestehenden Früherkennungsprogramme und sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihren Arzt über individuelle Vorsorgemöglichkeiten. Denn: Je früher Krebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen!

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Empfehlungen allgemeiner Natur sind. Die Intervalle für einzelne Untersuchungen können je nach individuellem Risikoprofil variieren. Es ist daher ratsam, ein Gespräch mit einem Arzt zu führen, um die für Sie am besten geeigneten Vorsorgeuntersuchungen zu bestimmen.

Zusätzlich zu diesen spezifischen Krebsvorsorgeuntersuchungen wird auch ein allgemeiner gesunder Lebensstil empfohlen, der eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und den Verzicht auf Tabakkonsum umfasst. Die Krebshilfe empfiehlt auch die Teilnahme an Impfprogrammen gemäß dem Österreichischen Impfplan.

Darmkrebsvorsorge

  • Ein erstes Gespräch mit einem Arzt sollte um das 40. Lebensjahr erfolgen.
  • Ab dem 45. Lebensjahr wird eine Koloskopie (Darmspiegelung) alle 10 Jahre empfohlen, sofern die Voraussetzungen für diesen Intervall erfüllt sind.
  • Alternativ zur Koloskopie kann ab dem 45. Lebensjahr ein FIT-Stuhltest mindestens alle 2 Jahre durchgeführt werden. FIT-Tests sind immunchemische Stuhltests, die im Vergleich zu herkömmlichen Stuhltests eine höhere Treffsicherheit aufweisen.
  • Es wird darauf hingewiesen, dass die Durchführung einer Darmkrebsvorsorgeuntersuchung ab dem 45. Lebensjahr selbstverständlich sein sollte.

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Brustkrebsvorsorge

  • Selbstabtasten der Brust wird ab der Geschlechtsreife monatlich vor oder nach der Monatsblutung empfohlen, ersetzt aber nicht die Mammografie.
  • Mammographie wird ab dem 40. Lebensjahr alle zwei Jahre empfohlen, Frauen zwischen 45 und 69 Jahren erhalten eine Einladung zur Mammografie im Rahmen des Brustkrebs-Früherkennungsprogramms, auch Frauen zwischen 40 und 44 und ab 70 können teilnehmen.
  • Frauen mit einem familiär bedingten erhöhten Risiko haben ab dem 40. Lebensjahr Anspruch auf eine jährliche diagnostische Mammographie.

Prostatakrebsvorsorge

  • Die Prostata-Vorsorgeuntersuchung sollte regelmäßig ab dem 45. Lebensjahr erfolgen.
  • Männer mit erhöhtem Risiko, wie z.B. wenn Brüder oder Väter an Prostatakrebs erkrankt sind, sollten bereits ab dem 40. Lebensjahr mit der Früherkennung beginnen.
  • Ein PSA-Test kann ab 45 Jahren auf Wunsch nach ärztlicher Beratung im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung durchgeführt werden.
  • Eine Tastuntersuchung wird empfohlen, wenn ein Krebsverdacht besteht.

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Hodenkrebsvorsorge

  • Regelmäßige Selbstuntersuchung der Hoden wird ab dem 14. Lebensjahr monatlich empfohlen.

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Gebärmutterhalskrebsvorsorge

  • Ein Krebsabstrich (PAP-Test) wird ab dem 20. Lebensjahr jährlich empfohlen.
  • Ein HPV-Test wird ab dem 30. Lebensjahr alle 3 Jahre empfohlen, auch für geimpfte Frauen.

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Hautkrebsvorsorge

  • Eine Hautselbstuntersuchung sollte zweimal jährlich durchgeführt werden.
  • Bei zahlreichen, atypischen oder unregelmäßigen Muttermalen sollten diese mindestens einmal jährlich hautärztlich kontrolliert werden.

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HPV-Impfung

  • Die HPV-Impfung wird für Mädchen und Jungen ab dem 9. Geburtstag empfohlen und ist in Österreich bis zum 30. Geburtstag kostenlos.

Blasenkrebs-Früherkennung

  • Bei anhaltenden oder wiederholten Blasenentzündungen sowie Schmerzen in der Blase wird eine ärztliche Untersuchung empfohlen. Die Untersuchung des Harns auf Blutspuren ist ein wichtiges diagnostisches Verfahren, besonders für Personen mit erhöhtem Risiko, wie z.B. starken Rauchern.

Empfehlung für Gesunde Ernährung

Um krebsvorbeugend zu leben, ist es wichtig, verschiedene Aspekte zu berücksichtigen, die sowohl die Ernährung als auch den Lebensstil betreffen.

Eine Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten ist, kann das Krebsrisiko senken

Es wird empfohlen, täglich fünf Portionen Gemüse, Hülsenfrüchte und Obst zu essen, wobei drei Portionen Gemüse oder Hülsenfrüchte und zwei Portionen Obst ideal sind.

Einschränkung von Zucker und Fett

Kalorienreiche Nahrungsmittel mit hohem Fett- oder Zuckergehalt sowie zuckerhaltige Getränke sollten vermieden werden

Weniger rotes und verarbeitetes Fleisch

Der Konsum von industriell verarbeitetem Fleisch sollte reduziert und stattdessen mageres Fleisch und Fisch bevorzugt werden

Schonende Zubereitung

Speisen sollten schonend zubereitet werden, z.B. durch Dünsten, Dämpfen, Kochen oder Grillen bei niedrigen Temperaturen. Die Speisen sollten nicht "braun" werden, um die Bildung schädlicher Verbindungen zu vermeiden

Ausreichend trinken

Es ist wichtig, täglich 1-2 Liter Flüssigkeit zu trinken, vorzugsweise in Form von Wasser, ungesüßten Tees oder verdünnten Fruchtsäften

Verantwortungsvoller Umgang mit Alkohol

Alkohol sollte nur in Maßen konsumiert werden, und besonders "harte Drinks" sollten vermieden werden.

Nicht rauchen

Tabakkonsum ist ein großer Risikofaktor für Krebs und sollte vermieden werden

Blutzuckerspiegel

Studien belegen, dass Diabetes das Risiko, an Krebs zu erkranken, erhöhen kann. Es ist daher wichtig, auf einen gesunden Blutzuckerspiegel zu achten

Normalgewicht

Übergewicht und Fettleibigkeit erhöhen das Risiko für verschiedene Krebsarten. Es ist wichtig, ein Normalgewicht anzustreben.


Wie wichtig ist es, dass jährlich am 4. Februar der Weltkrebstag begangen wird und somit
eine der häufigsten Todesursachen in den Fokus gerückt wird?

In Tirol stehen Krebserkrankungen an der zweiten Stelle aller Todesursachen.
Zudem trifft die Diagnose natürlich auch die engsten Angehörigen und Freunde der Betroffenen oft wie ein „Blitz aus heiterem Himmel“. Dies verdeutlicht die große Bedeutung dieser Krankheiten für uns alle.
Wir wissen heute, dass mindestens die Hälfte der Krebserkrankungen durch Veränderungen der Lebensgewohnheiten (beispielsweise durch gesunde Ernährung, ausreichende körperliche Aktivitäten, Vermeiden von Rauch und größere Mengen Alkohol sowie die Vermeidung von Übergewicht) in Kombination mit einer guten Krebsvorsorge verhindert oder in Frühstadien erkannt werden könnte.
Aus diesem Grund ist es immer wieder von großer Wichtigkeit, über das Thema zu sprechen und die Menschen über die Bedeutung der Krebsvorsorge, Krebs-Früherkennungsmaßnahmen sowie über neueste Entwicklungen in der Krebsmedizin zu informieren.

Zahlreiche Forschungen beschäftigen sich mit der Entstehung von Krebs. Welchen Einfluss hat die Ernährung?

Eine ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle für den Erhalt von Gesundheit, wobei entsprechend ungesunde Ernährungsgewohnheiten nicht nur das Krebsrisiko, sondern natürlich auch das Risiko für Gefäßerkrankungen (zum Beispiel Herzinfarkt oder Schlaganfall) erhöhen.
Es gibt eine Reihe von Empfehlungen, die neben anderen Maßnahmen (z.B. regelmäßige körperliche Aktivität, Verzicht auf Nikotinkonsum) helfen können, das Krebsrisiko zu reduzieren. Dazu gehören der Verzehr einer Vielzahl landwirtschaftlicher Produkte, wobei der Einkauf aus lokaler Produktion am besten ist, da somit auf lange Lieferketten verzichtet wird und die Produkte in der Regel aus kontrolliertem Anbau stammen. Die heimische Landwirtschaft spielt hier also auch eine zentrale Rolle für die Gesunderhaltung der Bevölkerung.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass keine Ernährungsmaßnahme allein Krebs vollständig verhindern kann, da auch Faktoren wie genetische Veranlagung und andere Umweltfaktoren eine wichtige Rolle bei der Krebsentstehung spielen.

Welche Lebensmittel sollte man bevorzugen bzw. meiden, um einer Krebserkrankung vorzubeugen?

Zu den „guten“ Produkten gehören unter anderem:

     1. Früchte und Gemüse.
     2. Ballaststoffreiche Vollkornprodukte anstelle von raffinierten Kohlenhydraten.
     3. Maßvolle Zufuhr von rotem Fleisch und verarbeiteten Lebensmitteln.
     4. Gesunde Fette (Nüsse, Samen und Fisch) anstelle von gesättigten/transgenen Fetten.
     5. Moderater Alkoholkonsum.

Welche weiteren Maßnahmen können effektiv vor einer Krebserkrankung schützen?

Verzicht auf Nikotin, Bewegung (mindestens 5x30 Minuten moderat oder 3x20 Minuten pro Woche intensiv), Alkohol nur in moderaten Mengen, Übergewicht vermeiden, sich vor Sonne schützen, regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gehen.

Wie sieht die Krebstherapie im Jahr 2024 aus und wie bewerten Sie die Heilungschancen?

Krebstherapien sind in der Regel „multimodal“, das bedeutet die Integration verschiedener Therapieformen. Als Beispiele dieser Therapien seien die chirurgische Entfernung eines Tumors, die Bestrahlung und die Systemtherapien genannt. Hierbei hat sich vor allem neben der klassischen Chemotherapie die gezielte Therapie und auch die Immuntherapie gegen Krebs enorm entwickelt. In Zukunft werden sich die Arten der Immuntherapien immer weiterentwickeln. Als ein Beispiel sei hier die Krebsimpfung oder auch die gezielte Veränderung der Zusammensetzung der Darmbakterien genannt.
Um diese Entwicklungen voranzutreiben und neueste Therapien zu Patientinnen und Patienten zu bringen, werden klinische Studien an Krebszentren angeboten. Hierdurch verbessern sich die Heilungschancen stetig, und man kann aktuell mehr als die Hälfte der Patientinnen und Patienten dauerhaft
heilen. Hierbei ist jedoch zu betonen, dass die Heilungschancen sehr stark variieren können zwischen verschiedenen Krebsarten und dass je früher eine Erkrankung erkannt wird, in der Regel auch die Heilungschancen verbessert.
Es ist von essentieller Bedeutung, dass die optimale Therapiestrategie für Betroffene immer interdisziplinär unter Einbeziehung aller wichtigen Fachbereiche in sogenannten Tumorboards getroffen wird.
Von zentraler Bedeutung ist in dieser schwierigen Zeit aber auch die psychoonkologische Betreuung, die den Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen hilft, mit der Situation besser umzugehen und diese kontinuierlich zu begleiten.

 

 

Weitere Informationen 

Univ.-Prof. Dr. Dominik Wolf

®Florian Lechner

Präsident der Österreichischen Krebshilfe Tirol

Direktor der Univ.-Klinik für Innere Medizin V an der Medizinische Universität Innsbruck